
Die polarierende Fruchtsuppe
Es handelt sich um Rezept Nr. 76 – Polewka z jagód winnych (Weinbeeren- Suppe). Die Zubereitungsweise unterscheidet sich von dem, was unsere Großmütter servierten, denn der Hauptbestandteil der Flüssigkeit ist nicht Wasser, sondern Wein! Das klingt schon deutlich verlockender als das vertraute „Kompott mit Nudeln“. Es ist auch erwähnenswert, dass Beerensuppe als traditionelles Gericht aus Pommern gilt. Wer weiß, vielleicht ist das oben genannte Rezept ein ferner Vorläufer der Suppe, die wir heute mit unserer lokalen Küche assoziieren? Werfen wir auch einen Blick in das bereits erwähnte Gdańska książka kucharska (Gdańsk Kochbuch). Im Kapitel „Verschiedene Suppen und Knödel“ finden sich drei Rezepte für Fruchtsuppen: zwei Versionen des Kirsch-Kaltschale und eines für eine Apfelsuppe, aber überraschenderweise – heiß serviert! Auch hier wird Wein als Zutat verwendet, allerdings in viel kleineren Mengen. Der Hauptvorteil der alten Rezepte für Fruchtsuppen liegt nicht im Alkohol, sondern in den geschmacklichen Ergänzungen wie Gewürzen, der Verwendung von Eigelb, Kartoffelmehl oder Brotkrumen zum Andicken der Suppe. Diese Zutaten verwandelten eine Schale mit fruchtigem Wasser in eine flüssige Palette sich ergänzender Aromen. Vielleicht ist es an der Zeit, das Urteil über Fruchtsuppen zu revidieren, alte Rezepte wieder aufzugreifen und zu entdecken, was unsere Großeltern an ihnen liebten?